Rede zur Kranzniederlegung am Ehrenmal Pfingstdienstag 2019
Ansprache am Ehrenmal 2019
Verehrte Schützenschwestern, verehrte Schützenbrüder
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wenn wir gedacht haben, wir hier in Deutschland, in Europa sind sicher vor Krieg, Terror, Verfolgung, Flucht und Vertreibung,
Wenn wir gedacht haben Mahnen und Erinnern sind antiquiert, dann sollten wir uns umsehen heute und jetzt!
Wir haben gehofft auf ein einiges Europa in Frieden mit unseren Nachbarn.
Wir wollten nach mehr als 70 Jahren einen anderen Weg gehen, ohne Krieg, tolerant allen gegenüber, demokratisch mit Wohlstand und Gerechtigkeit für jeden.
Dieser Weg wäre ein sehr guter Weg. Ein einiges Europa hätte uns mit dieser Idee weitergebracht, nicht nur wirtschaftlich, nein auch kulturell, menschlich und in Freiheit.
Multikulti in Frieden und Freiheit!
Doch um uns herum ist Unfriede, auch in unserer direkten Nachbarschaft. Machtbestrebungen einzelner Politiker führen zu Zerrüttungen in der Politik, führen zu Ablehnung und neuerlichen Fremdenhass.
Alte Wunden werden mit Absicht aufgerissen um populistischen Strömungen wieder Nahrung zu geben. Es werden Gräben gebaut, die vor Kurzem noch undenkbar waren. Und das Schlimme ist: ganz viele laufen diesen Ewig-Gestrigen hinterher!
Ich habe die Befürchtung, dass das satirische Buch, bzw. der Film „Er ist wieder da“ zur Wirklichkeit wird.
Schauen wir doch nach Polen mit seinem Rechtsruck, wo die demokratischen Freiheitssäulen ausgehöhlt werden, wo die Presse- und Meinungsfreiheit bald der Vergangenheit angehören, Andersdenkende demnächst Staatsfeinde sind. Schauen wir doch nach Österreich, wo ein ebendfalls ein Rechtsruck durchs Land ging.
Schauen wir auch in unser Land, 11% der Deutschen haben bei der Europawahl eine rechtspopulistische gewählt.
Haben wir alle nichts aus der Schreckensherrschaft 1933 bis 1945 gelernt.
Schauen wir in die Türkei, wo Präsident Recep Erdogan, der jeden Wiedersacher und deshalb auch die kritische nationale Presse mundtot macht.
Schauen wir dann weiter in der Welt herum, wird mir bei einem Milliardär Donald Trump als Präsident eines freiheitsliebenden Amerikas bang,
habe ich Angst vor einem psychopatischen Präsidenten Kim Jong Un aus Nordkorea, wenn ihm eine Atombombe in die Hände fallen würde.
2018 gab es 28 Kriege, bzw. Bewaffnete Konflikte. Auch in Europa – wir denke an die Uraine, seit 2014 sind über 13.000 Menschen getötet worden.
Und wir in Europa, in Deutschland liefern auch noch die Waffen dazu.
Menschen sind geflohen vor Tod, Krieg, Terror, Vergewaltigung, Hunger. Sie haben einen Platz in Frieden gesucht.
Und ganz ehrlich: wenn nicht wir, die wir aus Krieg, Terror des Naziregimes und Vertreibung gelernt haben müssten;
wenn nicht wir, die wir in unserm Grundgesetz vor ziemlich genau 70 Jahren dieses Recht auf Freiheit und Demokratie, die Pflicht zur Nächstenliebe nach christlichem Leitbild schwarz auf weiß festgeschrieben haben; wenn nicht wir, wer dann könnte diese Hilfe leisten???
Ja! Keiner konnte richtig ahnen, dass Hunderttausende auf der Flucht sind. Doch das „Wir-schaffen-das“ war auch unter dem Gedanken, dass in einem einigen Europa sicher so etwas machbar ist.
„Wir haben schon so viel geschafft! Wir schaffen das!“
Man wirft uns vor zu viel Herz gezeigt zu haben.
Doch, wenn etwas von Herzen kommt, gibt es auch immer Lösungen.
Gemeinsam wären wir stark!
Ich bin ein überzeugter Europäer!!
Immer wieder, all die Jahre, habe ich gehofft, dass die Ansprache am Ehrenmal irgendwann überflüssig, wirklich antiquiert wird, habe mich als Deutscher in Europa mit all unseren europäischen Freunden und Nachbarn sicher und wohl gefühlt.
Doch es bröckelt, dieses Miteinander in Europa.
– Es fehlt die Ehrlichkeit -, und es nimmt der nationalistische Rechtsruck und damit das Auseinanderdriften der Staaten zu.
Wir sind doch noch nicht soweit! Nicht hier in Europa, und ich befürchte nirgendwo auf der Welt. So bleibt uns nichts Anderes übrig als traurig den Kopf zu senken, all der Opfer der Kriege im Nahen Osten, der Ukraine, Afrikas und sonst wo auf der Welt zu gedenken, der Opfer von Terror, Intoleranz, Flucht, Vergewaltigung zu gedenken.
Somit werden alle, die Ansprachen an Ehrenmalen ehrlich und mit Herz halten, auch in Zukunft als Mahner hier stehen.
Und ich hoffe, dass all diese Mahner freiheitsliebend, demokratisch, tolerant und für diese europäische Idee sind.
Ich möchte mit einem Zitaten enden:
Es stammt vom verstorbenen Papst Johannes Paul II:
„Um das Gut des Friedens zu erlangen, muss vollen Bewusstseins festgehalten werden, das Gewalt ein inakzeptables Übel ist und niemals Probleme löst“
Lassen Sie uns nun den Kranz niederlegen und um Frieden und Freiheit beten.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Text: Gregor Meyer 11.06.2019